Weihnachtskonzert 2015

(bt.) So manche Stimme plädierte im Vorfeld des traditionellen Weihnachtskonzerts dafür, wie im Vorjahr erneut in die S-arena zu gehen, denn da gab es Platz für alle. Aber nicht von der Hand zu weisen ist es natürlich, dass es kaum einen geeigneteren Platz für ein Weihnachtskonzert gibt als eine Kirche – und die Johanniskirche gehört so gesehen schon zum OHG wie der Gong zur Pause.

Einlass 17.30 Uhr – alle wussten, es würde voll und eng werden und sie sollten sich nicht täuschen. Aber alle genossen dann auch ein Konzert der Extraklasse und fühlten sich weihnachtlich eingestimmt nach einem kurzen und hektischen Halbjahr in der Schule. Frau Engels begrüßte die Konzertbesucher auf das Herzlichste und wünschte allen in diesen hektischen Zeiten etwas Besinnung; für sie sei das Weihnachtskonzert immer ein wenig eine Zeit des Innehaltens, um sich nach der Hektik der letzten Wochen auf die nächsten Tage einstellen zu können und zur Ruhe zu kommen. Ganz ausdrücklich bedankte sie sich bei allen Beteiligten, vor und hinter den Kulissen, aber ganz besonders bei den Schülerinnen und Schülern, die gemeinsam mit ihren Lehrerinnen und Lehrern dieses Konzert auf die Beine gestellt haben.

Zur Eröffnung stimmten Chöre und Orchester unter der Leitung von Frau Stefanie Lüdecke „Domine ad adjuvandum“ (1. Satz der Marienvesper) von Claudio Monteverdi an und bescherten damit dem Publikum eine Gänsehaut – Weihnachten war schon so nah! Dem folgte wunderbar und hell klingend der Unterstufenchor unter der Leitung von Frau Franziska Eismann mit zwei Stücken: „The first Noel“ sowie „Let my light shine bright“, einem Spiritual, das die Jüngsten mit viel Verve und Begeisterung intonierten.

Wiederum unter ihrer Leitung erklangen dann die ersten „Weihnachtslied-Klassiker“ mit „Süßer die Glocken nie klingen“ und „Fröhliche Weihnacht überall“ sowie „Advience“ von H. J. Teschner, gespielt vom Gitarrenensemble.

Vokal ging es weiter im wirklich sehr liebe- und anspruchsvoll arrangierten Konzert mit dem Schulchor unter der Leitung von Frau Nicole Lötzsch. Er stimmte „A joyful night“ an und das Publikum lauschte gebannt dieser choristischen Meisterleistung. Dem stand das Streichorchester unter der Leitung von Herrn Daniel Eismann in nichts nach: Es spielte zwei Stücke spielte: „Fantasia on Greensleeves“, begleitet von einem „Harfenengel“, und „Have yourself a merry little christmas“.

Wer nun meint, dass englische Kompositionen in diesem Jahr das Konzert dominierten, sah sich spätestens beim Auftritt des Konzertchors, unter der Leitung von Herrn Michael Krause, eines Besseren belehrt; überhaupt wäre der Konzertchor nicht der Konzertchor, wenn man nicht wüsste, dass mit seinem Auftritt das Weihnachtskonzert eine besondere Note bekäme, in diesem Jahr mit „Solfeggio“ von Arvo Pärt wunderbar inszeniert und arrangiert. Das Programmheft klärt darüber auf: Der in Estland geborene Komponist Arvo Pärt arbeitet in dieser Clusterkomposition ausschließlich mit dem elementaren Material der C-Dur Tonleiter. Das stetige Ineinanderfließen der Stammtöne erzeugt  Klangbilder, die sich verdichten und wieder auflösen.

Sagt Pärt schon über seinen kompositorischen Ausgangspunkt, dass „es genügt, einen einzigen Ton schön zu spielen“, so gilt dies für die Wiedergabe seiner Musik in doppelter Hinsicht. Diese auf einem entwaffnend simplen Notentext beruhende Komposition konfrontiert die Sänger mit den elementaren Problemen des Singens. Keiner kann sich hinter großen Klangwolken verstecken oder stimmliche Unreinheiten mit Virtuosität oder Vibrato überdecken. Jedes Chormitglied muss ein Gefühl von Wahrhaftigkeit und Verantwortung gegenüber dem einzelnen Ton entwickeln.

Da Pärt seine Musik immer auch als intensive Auseinandersetzung mit der christlichen Botschaft versteht, kommt einem in diesem Zusammenhang das Bild des heiligen Christophorus in den Sinn, der in seinem bisherigen Leben seine Kraft und Intelligenz sicherlich an ganz anderen Schwierigkeiten gemessen hat als daran, ein kleines Kind über den Fluss zu tragen – und doch daran fast zerbricht.

Gemeinsam mit Blockwerk (Leitung Frau Lüdecke) intonierte der Konzertchor dann „Canzona in G aus Madrigali et Ricercari (1589) sowie „Hodie Christus natus est“ (1515).

Mit „Ein Kind geborn in Bethlehem“ (aus: Newe Weihnacht Liedlein von 1587) und „In dulci jubilo (aus: Musae Sionide, 1607-1619) wurde dann das Finale des Konzerts eingeleitet. Das Publikum sang mit, zunächst gemeinsam mit den Chören „Komm nun, weihnachtlicher Geist“; dieses durchaus schwierige Stück wurde unter der fachkundigen Anleitung von Herrn Krause mit dem gesamten Publikum erst einstudiert und dann beeindruckend umgesetzt – Herr Krause versteht es wie kein zweiter, allen, aber auch wirklich allen im Publikum das Gefühl zu vermitteln, dass man den Tönen, die in einem schlummern, einfach nur freien Lauf lassen muss ... Unter der Leitung von Frau Eismann stimmten dann Chöre und Orchester „O Nuit“ an und wieder war da dieses unbeschreibliche Weihnachtskonzertfeeling – fast beseelt leitete es über zum Tutti und in der ganzen Kirche erklang es – bis hinaus auf den Weihnachtsmarkt: „Gloria in excelsis deo“ – ein großartiges Weihnachtskonzert ging zu Ende und entließ ein begeistertes Publikum, das sich mit seinem Applaus noch eine Zugabe einheimste, gen Weihnachten.

Danke, danke, danke allen Beteiligten für dieses wunderschöne und einstimmende Konzert.

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