Entlassungsfeier

It's gonna be legendary

(bt.) Für die frisch gebackenen Abiturientinnen und Abiturienten ist es ohnehin ein ganz besonderer Tag, quasi die "Siegerehrung" nach dem Zieleinlauf. Aber auch für die Schule war es keine Entlassungsfeier wie in jedem Jahr: Zunächst einmal feiert das OHG in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag, es ist also der "Jubiläumsjahrgang", wenn man so will, und es ist der Jahrgang, nach dem erst einmal nichts kommt – denn durch die Umstellung von G12 auf G13 wird es im kommenden Jahr kein Abitur in Niedersachsen geben.

Und noch etwas war neu: Nicht in der Christophoruskirche – wie in bewährter Tradition – gab es den Abitur-Gottesdienst am Abend zuvor, sondern diesmal fand er im Alten Botanischen Garten statt, gehalten von Pastor Ebener und Pfarrer Wenner.

Auch bei der eigentlichen Entlassungsfeier gab es eine Neuerung: Sie fand in einem Seitenflügel der Lokhalle statt, denn im großen Saal war schon für den Abend eingedeckt. Das hatte seinen Grund: Durch die Umbauarbeiten an der Stadthalle müssen jetzt viele Schulen in die Lokhalle ausweichen und da ist es organisatorisch schlichtweg nicht möglich, jedes Mal im großen Stil umzuräumen. Der Akustik hat das aber keinen Abbruch getan, denn der Sound der Bigband "Jazz a’holics" unter der Leitung von Herrn Preuninger (daran wird nicht gerüttelt!!!), die auch in diesem Jahr für den festlichen Rahmen sorgte, war vorzüglich. Die Musik, einschließlich ihrer großartigen Solisten Leona Uhlendorff und Markus Auerbach, natürlich auch – und ja, es ist schade (so schön es auch ist, dass einige Bandmitglieder ihr Abitur bestanden haben), dass sie die "Jazza’holics" nun verlassen.

In ihrem Grußwort begrüßte und gratulierte Frau Engels allen 128 Abiturientinnen und Abiturienten sowie deren Eltern, Freunde und Verwandte auf das Herzlichste. Mit einem Schnitt von 2,38 ist das bis dato der beste Jahrgang, der das OHG verlassen habe. Und 36 Absolventinnen und Absolventen haben in der Tat eine Eins vor dem Komma! Diesen Erfolg hätten sie ihren Interessen, Neigungen, ihrer Anstrengungsbereitschaft und ihrem Durchhaltevermögen zu verdanken - aber auch ihren Eltern, die sie in ihrer Schulzeit stets unterstützt hätten und auf die sie immer zählen konnten und auf die auch in Zukunft Verlass sein wird. Die Eltern könnten zurecht stolz sein auf ihre Kinder, aber auch die Kolleginnen und Kollegen der Schule, deren erfolgreiche Arbeit sich in den Ergebnissen ebenfalls spiegelt.

Das Abimotto "It’s gonna belegendary" werfe die Frage auf, was eigentlich gemeint sei damit? Ist es ein Motto, das eher auf eine Rückschau, auf die abgelaufene Schulzeit gerichtet sei? Oder dürfe man für die Zukunft „Legendäres“ erwarten?? Der Begriff "Legende" sei, so Frau Engels, nicht an einer vordergründige Wahrheit orientiert, sondern auf das, was sie bewirke; also auf Zukünftiges! Bei allem, was die Abiturientinnen und Abiturienten künftig unternehmen werden, hoffe sie, dass sie sich Zeit nähmen, sich nicht drängen ließen, um auf den vermeintlich schnellsten Weg zum Ziel zu kommen. Denn diese Strategie sei zu sehr nur auf den Erfolg ausgerichtet und vernachlässige andere, auch wichtige – vielleicht sogar noch wichtigere – Werte wie Familie, soziales Engagement und die eigentliche Arbeit im Beruf. Es gelte, den Weg zur persönlichen Zufriedenheit zu finden: "Das Maß an Selbstverantwortung wird steigen und ich hoffe und wünsche allen, dass Ihnen dabei Menschen, denen Sie vertrauen und die Ihnen vertrauen, zur Seite stehen. Machen Sie", so Frau Engels Appell, "etwas Legendäres aus Ihrem Leben!"

In seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Schulelternrats gratulierte auch Herr Eickenbusch allen zum bestandenen Abitur. Dies, heute, sei nun die letzte große Schulveranstaltung. Sehr positiv an der heutigen Generation sei für ihn das politische Engagement für mehr Nachhaltigkeit, wie es Fridays for future oder Aktionen gegen den Plastikmüll dokumentiere. Die Welt brauche diesen Weckruf.

Für die frisch gebackenen Abiturientinnen und Abiturienten sei die solide Basis der vergangenen Jahre durch das Wegbrechen von Schule und Elternhaus zwar etwas schmaler  geworden, aber durch diese Schulzeit seien alle gut gerüstet für die Herausforderungen, die sich nun zu bewältigen stellten. Er betonte, dass sie heute eine Schule verließen, die das Label Schulgemeinschaft mehr als verdiene. An dieser Stelle bedankte er sich für wunderschöne Konzerte, Revuen und Musicals, die man bestaunt habe, und Austausche, die neue Freundschaften z.T. am Ende der Welt gestiftet hätten.

Zudem sei es seine letzte Rede als Schulelternratsvorsitzender, denn er verlasse (wie seine Tochter) jetzt auch das OHG. In den letzten sechs Jahren habe er viel Unterstützung erfahren und die Zusammenarbeit sei außerordentlich vertrauensvoll gewesen.

Frau Rauhaus gratulierte allen Abiturientinnen und Abiturienten – auch im Namen des Kollegiums - und betonte in ihrer Rede, dass diese nunmehr auf einer Schwelle stünden: auf der der Schule, die, wenn sie sie überschritten, sie auf neue Wege und zu neuen Räumen führen werde. Einiges Wertvolle werde mitgenommen: emotional aufwühlende Erinnerungen, wunderbare und bereichernde Begegnungen und Zeugnisse. Letztere belegten, dass auch Kompetenzen mitgenommen würden, z.B. digitaler Natur. Vermutlich hätte der eine oder die andere gerne ein "digitales Heinzelmännchen" dabei gehabt, als es galt, Probleme in der Schule zu lösen. Aber KI (Künstliche Intelligenz) sei nun mal auch nicht frei von Fehlern, wie Frau Rauhaus unter Verweis auf einen Fall einer innovativen Firma belegte, und deshalb gelte es sich auf das Rüstzeug zu besinnen, dass das OHG allen Absolventinnen und Absolventen mitgegeben habe, um der Verantwortung, die man für sich und andere übernehmen müsse, gerecht zu werden. Und noch etwas habe man der KI voraus: Empathie. KI könne einem zwar Arbeit, aber nicht Verantwortung abnehmen und ein Roboter müsse mit seinen Entscheidungen auch nicht glücklich werden, der Mensch wolle das sehr wohl. Daher lautete ihr Ratschlag: "Genießen Sie den Moment auf der Schwelle!" und mit Verweis auf Immanuel Kant appellierte sie: "Wir freuen uns, wenn Sie den Mut haben, sich Ihres eigenen Verstandes zu bedienen."

Unter großem Applaus betraten Karin Baker und Noah Granops das Podium; sie hielten die traditionelle Schülerrede. Heute feiere man "einen Meilenstein" in der persönlichen Biografie. Die Kinder, die sie gewesen waren, als sie vor Jahren im OHG eingeschult wurden, hätten viele Erfahrungen, aber auch Fehler gemacht: "Wir haben bis 03.00 Uhr geweint, bis 04.00 Uhr getanzt und auf den allerletzten Drücker die Hausaufgaben gemacht", so Karin Baker; alles Erfahrungen, die für die meisten die allerersten dieser Art gewesen seien. Was jetzt komme, werde anders sein, denn aus den Erfahrungen und aus den gemachten Fehlern habe man gelernt. Überhaupt stelle sich die Frage, so Noah, was es denn heißt "zu leben?" Auch weiterhin Fehler zu machen, keine Angst davor zu haben, sei wichtig, denn dadurch werde man größer und stärker. Und sein Appell lautete: "Verliert das Ziel nicht aus den Augen, etwas Wichtiges zu machen!"

Dieser Tag, so die beiden, markiere nicht nur ein Ende, sondern auch einen Anfang für die persönliche Zukunft eines jeden. Es sei nicht wichtig zu wissen, was jetzt genau komme, sondern den eigenen Weg zu finden – sowohl für sich selbst als auch für die Mitmenschen.

Zum Schluss bedankten sie sich im Namen des Jahrgangs bei Frau Engels, Frau Bruse und Herrn Könen – stellvertretend für das gesamte Kollegium.

Herr Brombacher ehrte in seiner Funktion als Vorsitzender des Fördervereins der Freunde des Otto-Hahn-Gymnasiums drei Schülerinnen für ganz besondere Leistungen und bedankte sich für die stets erfreuliche und vertrauliche Zusammenarbeit im Namen aller Vorstandsmitglieder.

Geehrt wurden für das beste Abitur Louisa Benter und Nalini Kratzin, die einen Abiturdurchschnitt von 1,0 erzielt haben. Mathilde Witt wurde geehrt für ihr herausragendes soziales Engagement in ihrer Schulzeit.

Des Weiteren wurden durch ihre Lehrerinnen und Lehrer folgende Abiturientinnen und Abiturienten für besonders herausragende Leistungen in ihren Fächern geehrt:

Fenna Bosse im Fach Politik/Wirtschaft, Anneke Borcherding (Französisch), Louisa Benter (Latein), Louisa Benter und Daniel Fleischmann (Mathematik), Daniel Fleischmann und Noah Granops (Physik), Nicolas Isselstein (Sport) sowie Constanze Bense (Musik).

Darüber hinaus zeichnete Herr Dr. Matthes fünf Abiturientinnen und Abiturienten mit dem MINT-Zertifikat aus: Lucretia Patak, Johanna Thomä, Mathilde Witt, Daniel Fleischmann und Michael Strick. Dazu sollte man wissen, dass dieses besondere Zertifikat nur an sechs Absolventinnen und Absolventen in Göttingen vergeben wurde und fünf davon sind OHG’ler!

Dann war es soweit: Die Ausgabe der Abiturzeugnisse stand an. Die Ehre, die Tutorials resp. die Namen der Abiturientinnen und Abiturienten aufzurufen, wurde in diesem Jahr Frau Siebert zuteil. Sie ist die Oberstufenkoordinatorin des OHG und wird nach 37 Jahren an der Schule am Montag in den Ruhestand verabschiedet. Sie habe, so Frau Engels, die Schülerinnen und Schüler von den Wahlen bis zu den Prüfungen manövriert und manche Fehlwahlen mit Übersicht und großartiger Kompetenz häufig noch korrigieren können. In ihrer Arbeit sei sie immer beratend, unterstützend, offen und zielorientiert gewesen, die Zusammenarbeit mit war geprägt von großem Vertrauen und hoher Verlässlichkeit. Frau Siebert selbst bedankte sich an dieser Stelle für die engagierte Zusammenarbeit; sie habe eine große Zahl junger Menschen bei ihrer Reifeprüfung begleitet und dabei viele gute, menschliche Erfahrungen machen dürfen. Sie wünschte den Abiturientinnen und Abiturienten für den Aufbruch vom geregelten Schulleben in eine unstrukturiertere, aufregende Welt alles Gute und einen gesunden Team-Spirit, der dabei helfe, die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen.

Nach der Zeugnisausgabe klang die Entlassungsfeier bei einem kleinen Sektempfang im Foyer aus – eine kleine Verschnaufpause war allen gegönnt bis zum Abend, an dem der rauschende Abiball im großen Saal diesen ganz besonderen Tag beenden sollte.

Das Gruppenbild der Abiturienten zum Download

 

 

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