Amtseinführung

(Mit) Resonanzen bilden

(bt.) "Der neue Kapitän ist an Bord, das Ruder ist übergeben!" Stefan Kuntscher, stellvertretender Schulleiter am Otto-Hahn-Gymnasium, brachte es damit auf den Punkt und beschrieb mit der Bootsmetapher sehr pointiert das, was gerade am OHG passiert: ein Aufbruch, eine Reise, die Veränderungen mit sich bringen wird, das Streben nach neuen Ufern und neuen Standortbestimmungen und dies, so Herr Kuntscher, beschreibe auch, was Lernen ausmache, denn das sei kein Ziel, sondern eine lange Reise. Die Schulgemeinschaft setze jetzt die Segel und "Kapitän Weber" wünschte er eine gute Crew, einen klaren Kurs, einen guten Kompass, eine Portion Mut, eine Portion Gelassenheit und einen guten Seemannsknoten – dann werde die Reise glücken.

Die Grußworte der Schülervertretung und des Kollegiums überbrachten Anna Ischebeck und Lutz Frieber sowie Herr Schulze. Auch sie hießen ihren neuen Schulleiter willkommen an Bord eines Schiffes mit immerhin mehr als 1300 Passagieren sowie über 100 Besatzungsmitgliedern. Die Herausforderung bestünde dabei darin, mit den verschiedensten Menschen klarzukommen und zusammen zu arbeiten. Man hoffe, dass die neue Schulleitung offen für Wünsche der Passagiere und Besatzungsmitglieder sei, etwa für "Döner am Kiosk" oder einen "1,0-Abischnitt für alle" – was natürlich nicht ernst gemeint war, wohingegen der nach Einreißen des Bauzaunes um den Lehrerparkplatz wohl von vielen Kolleginnen und Kollegen sofort unterschrieben werden würde! Am wichtigsten sei aber das gegenseitige Vertrauen und die Wertschätzung sowie das Wissen darum, dass der Kapitän stets auf der Seite aller Passagiere stehe.

In ihrer Rolle als Elternvertreterin wünschte Frau Braunschweig dem neuen Schulleiter als Gute, verbunden mit der Hoffnung, dass Schule nicht nur Wissen vermittle, sondern auch Werte wie Respekt, Gemeinschaftsgefühl und Verantwortung. Dabei komme Herrn Weber eine tragende Rolle zu, in der die Balance zwischen eigenen Ansprüchen und den Herausforderungen des Schulalltages finden möge. Sie versicherte, dass die Elternschaft an seiner Seite stünde und ihn konstruktiv unterstützen werde.

Als Sprecherin für die Göttinger Gymnasien hieß Frau Riedel, die Schulleiterin des THG, Herrn Weber "willkommen an Bord!" Obwohl dieser noch gar nicht so richtig Zeit gehabt habe, auf diesem großen Schiff OHG richtig anzukommen, sei sie sicher, dass er die Zukunft dieser Schule maßgeblich prägen werde. Bevor er jetzt ins "volle Fahrwasser" wechsle, habe er zuvor schon wichtige Erfahrungen beim RLSB (Regionales Landesamt für Schule und Bildung), quasi der "Küstenwache" gemacht. Sicherlich werde er die Segel etwas anders setzen, dabei die gute Tradition der Schule wahren und dabei eigene Vorstellungen umsetzen. Durch seine Begeisterung für klassische Musik sei er in der Lage, auch die leisen Töne an Bord zu hören und sie wünschte ihm für seinen Kurs nur gelegentlich Gegenwind, ruhige Fahrwasser und Sonnenschein, sodass er für sich realisere: "Hier bin ich richtig!"

Frau Stadträtin Karaus überbrachte die Grußworte der Stadt Göttingen. Es sei ihr eine Ehre, alle in der schön geschmückten Oberen Pausenhalle treffen zu dürfen in diesem Moment des Aufbruchs, der Neugier und Veränderung. Über die Stadtgrenzen hinaus habe das OHG einen sehr guten Ruf und mit der Fertigstellung des Anbaus im nächsten Jahr werde die Schule weiter an Attraktivität gewinnen. Herr Weber als neuer Schulleiter sei jemand, der Schule nicht nur im Klassenzimmer denke, sondern auch im Kontext von allem, was dranhängt. Auch Frau Karaus betonte, er sei genau richtig an dieser Schule, weil der das große Ganze im Blick habe und dabei den Einzelnen nicht aus den Augen verliert.

Sehr persönlich wurde es, als Herr Dr. Eckhoff den offiziellen Akt der Amtseinführung übernahm. Es sei kein Geheimtipp gewesen, dass Herr Weber einmal Schulleiter werde. Er könne Gesamtschule, könne Gymnasium, könne Ausbildung, könne Personalentwicklung, könne Schulbücher und – Göttingen! Dabei gehe es ihm weniger um die Orte und Strukturen, sondern in erster Linie immer um die Menschen. Durch seine Arbeit beim RLSB habe er auch die Verwaltungsstrukturen und deren Mechanismen in der Oberen Schulbehörde kennengelernt. Das sei ein großer Vorteil, denn auf die Gestaltung werde in Zukunft viel Neues auf die Gymnasien zukommen. Ganz explizit bedankte er sich bei Frau Engels, der Vorgängerin im Amt, für die von ihr geschaffenen Strukturen am OHG. Das sei ein ganz wesentlicher Grund, warum sich die Schule einer solch großen Beliebtheit erfreue.

Auf die Schulen kämen neue Freiraumprozesse, die es zu gestalten gelte, zu, etwa die neue Oberstufe oder die Ausgestaltung der Stundentafel. Bei all diesen Veränderungen müsse man sich aber stets vergegenwärtigen, dass es – auch - um Erziehung (die "eigentlich" im Elternhaus stattfinden müsse) gehe. Für die Schule bringe es nichts, einen bestimmten Erziehungsauftrag zu erfüllen, vielmehr sei es wichtig, Zeit mit den Kindern zu verbringen und ihnen den Spaß am Lernen zu vermitteln. Schule sei der beste Ort für Bildung – sie „ist besser als alle Online-Plattformen daheim“, so Herr Dr. Eckhoff.

"(Mit) Resonanzen bilden" – so überschrieb Herr Weber seine eigene Rede zur Amtseinführung. In dem Roman "In einem Zug" von Daniel Glattauer sinniert die Hauptfigur, die sich in einer Schaffenskrise befinde, über den Zustand der Welt: "Wenn es einmal überhaupt nichts mehr zu tun geben wird auf der Welt, weil alle Arbeitsprozesse in die Hände der imaginären künstlichen Intelligenz gewandert und alle Freizeitmöglichkeiten dem Klimawandel zum Opfer gefallen sind, wenn die Leute von sich aus nur noch selbstständig schlafen, surfen und essen müssen, wie werden sie sich wohl die Zeit dazwischen vertreiben? Sie werden digitale Fotos machen, sie werden digitale Fotos schicken, sie werden digitale Fotos herzeigen, sie werden digitale Fotos anschauen. Und wenn die Menschheit aufgrund steter Verblödung rechtmäßig und endgültig ausgestorben ist und es hat nur noch ein Einziger überlebt, weil ja immer einer der Letzte sein muss, was wird der wohl machen? Na sicher, Selfies, im Hintergrund: Weltuntergang – und wem wird er sie schicken? Gute Frage. Es bleibt nur noch: er selbst."

Aus dieser recht pessimistischen Zukunftsdeutung ließen sich, so Jan Weber, auch Bezüge zu den Herausforderungen ableiten, denen wir uns in der Schule stellen müssen. Die Digitalisierung verspreche eine permanente Verbindung zwischen Menschen auch über Kontinente hinweg, produziere aber gleichzeitig auch Vereinzelung und Nichtsichtbarkeit von Menschen. Die KI konfrontiere uns mit der Frage, was menschliches Denken und Handeln eigentlich noch ausmacht?

Deshalb stelle sich uns die Frage, warum man sich angesichts dieser disruptiven Veränderungen überhaupt noch anstrengen soll und wie Bildung in einer solchen Zeit noch gelingen kann?
Einen möglichen – aber nicht universellen – Ansatz sieht er darin, Zuversicht zu verbreiten und mit Resonanz auf Entfremdung und Vereinzelung zu reagieren. Resonanz bedeute in diesem Kontext: "Die Welt antwortet mir und ich antworte der Welt." Übertragen auf die Schule könne man daraus ableiten, dass sie Resonanzräume schaffen muss, in denen der Einzelne gesehen wird und erkennt, dass die Welt nicht stumm ist und er Bedeutung hat!
Drei Ansätze möchte Jan Weber dabei verfolgen: Erstens Resonanz in Gemeinschaften zu finden, zweitens Resonanz in den Dingen resp. in den Fächern produzieren und drittens Resonanz im eigenen Tun erzeugen. Für den letzten Punkt sei das Herausforderungsprojekt des 8. Jahrgangs am OHG ein gutes Beispiel, denn echte Selbstwirklichkeitserfahrungen seien in Zeiten disruptiver Veränderungen wichtiger denn je. Mit seinem Redebeitrag hat Jan Weber die Akzente gesetzt, die er in seiner Zeit als Schulleiter am OHG im Blick haben wird.

Musikalisch eingerahmt wurde die Amtseinführung von "Blasphobie" unter der Leitung von Daniel Eismann, die zu Beginn mit "Waka Waka" von Shakira und am Ende mit "Take on me" von a-ha viel musikalisches Feuer entfachten. Desweiteren bestachen die „Coolen Männer“ unter der Leitung von Michael Krause mit einer sehr pointierten und gesanglich bestechenden Leistung: "There’s no business like showbusiness" durfte durchaus als Augenzwinkern interpretiert werden ...

Fotos: Philipp Jahn und Felix Hesse

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