Auslandsjahr

Ich bin jetzt bereits seit knapp 4 Monaten in den USA und manchmal habe ich das Gefühl, dass es doch erst ein paar Wochen sind. Die Zeit verfliegt nur so, weil so viel geschieht. Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Schultag und wie nervös, aber auch gleichzeitig aufgeregt ich war. Da ich bereits über Sportveranstaltungen und meine Tennismannschaft ein paar Leute kannte, habe ich mich sicherer gefühlt.

Nach ein paar Tagen kannte ich die meisten Schüler in meinen Kursen und habe meine Mittagspausen mit meinen Freunden verbracht.

Es hat jedoch ein paar Wochen, sogar Monate gedauert bis ich die Freundesgruppe gefunden habe, mit der ich glücklich bin und Spaß habe. Natürlich gibt es auch ab und zu Momente, wo ich merke, dass diese neuen Freundschaften doch nicht meine alten Freunde ersetzen können.

Grundsätzlich habe ich jeden Tag die gleichen Fächer, schreibe pro Woche um die 4 Quizze und alle 2 Wochen einen Test in jedem Fach. Es wird auf Dauer deutlich mehr Leistung verlangt, jedoch wird meine mündliche Mitarbeit nicht benotet, was anfangs etwas verwunderlich war.

Am Ende jedes Halbjahres stehen die "Finals" an, 90 Minuten Klausuren über den gesamten gelernten Stoff. Ich sehe an meiner Schule mehr Menschen in Jogginghose oder Pyjamas, als in Jeans und meine Mitschüler sind große Fans von Birkenstocks oder Crocs; egal, ob die Sonne scheint oder es schneit.

Eines meiner bisherigen Highlights war der Homecomingball, welcher Mitte September war. Meine Freunde und ich sind Kleider kaufen gegangen, waren beim Friseur und haben gemeinsam Bilder gemacht und sind essen gegangen. Erstaunlicherweise haben viele Schüler getanzt. Es sah mehr aus wie ein wildes Herumgehüpfe - aber zumindest war es nicht langweilig und niemand hat an der Seite gesessen.

Die Schulwoche davor gab es jeden Tag ein Thema zu dem man sich anziehen sollte, wir hatten ein Konzert, eine Parade und das große Homecoming-Footballspiel, welches wir glücklicherweise gewonnen haben. Für die Parade habe ich mit meiner Tennismannschaft einen Truck geschmückt und wir haben damit an der Parade teilgenommen.

Ich habe über die Herbstsaison weiterhin Tennis gespielt und hatte dementsprechend viel Training und oft Spiele am Wochenende. Ich hatte trotzdem genug Zeit, um mit meinen Freunden etwas zu unternehmen oder meiner Familie. Wir waren Golfen, Wasserski fahren, haben einen Trip nach Minneapolis gemacht, um dort das Vikingsstadium zu besichtigen, und waren Äpfel und Kürbisse sammeln. Ich bin mittlerweile ein richtiger Footballfan und man sollte hier lieber Packersfan sein, wenn man nicht zu viele Feinde haben möchte;)

Das bringt mich auch gleich zu meinem nächsten Highlight: Halloween. Es ist verrückt, wie viel Halloweendekorationen und Kürbisse ich gesehen habe - Amerikaner lieben Halloween! Ich habe mit meinen Gasteltern Halloweencookies gebacken und Kürbisse geschnitzt. An Halloween war ich mit meinen Freunden auf einer Kostümfeier und wir haben Pool gespielt. Viele meiner Freunde spielen Pool hier, etwas was ich in Deutschland nicht gesehen habe.

Wir hatten viele Familiengeburtstage über den Oktober, also auch extrem viel Kuchen! Die Familie meine Gastmutter ist aus Texas gekommen, um ein paar Wochen hier im Norden zu verbringen.

Ich habe meine monatlichen Treffen mit meiner Austauschgruppe. Wir waren schon in Madison und haben das Kapitol besichtigt, haben zusammen Freiwilligenarbeit geleistet und haben einen Ausflug zu einem See gemacht. Als Teil meines Stipendiums habe ich Präsentationen über Deutschland an meiner Schule gehalten und freiwilligen Arbeit an einem "Haunted Trail" geleistet- also kleine Kinder erschreckt…

Zusätzlich habe ich alle paar Wochen weiterbildende Onlinemeetings über die Verbindungen zwischen Deutschland und den USA.

Ich war mit meinen Freunden in einem Haunted House, auf einem Autorennen, in Restaurants und auf dem Oktoberfest. Richtig - die Menschen hier feiern das Oktoberfest, so richtig mit Paraden, Lederhosen, einem Rummel, und Brezeln. Es war an einem sonnigen Tag, vollgepackt mit Menschen, und hat total viel Spaß gemacht.

Ende Oktober haben wir anlässlich des Hochzeitstages meiner Gasteltern einen Wochenendstrip nach Door County gemacht. Door County ist eine Region nahe Green Bay im Nordosten von Wisconsin direkt am Lake Michigan, einem der Großen Seen. Wir waren viel wandern, sind durch die Touristenorte geschlendert und waren bei einem Theaterspiel. Das Tollste war eine Trolleytour in der Nacht mit Gruselgeschichten über tragische Morde in der Region.

Ich hatte um Thanksgiving 5 Tage frei, das war meine erste Pause nach den Sommerferien.

An Thanksgiving waren wir bei meiner Gastoma, es gab Truthahn mit Heidelbeeren, Maismuffins, Kartoffelbrei, gebackenes Gemüse, Mac’n Cheese und Kürbis-, Peacan-, und Apfelpie.

Hauptsächlich ging es darum, mit der Familie zusammenzukommen und gemeinsam zu essen und sich zu unterhalten. Ich hatte danach ein Friendsgiving, ich habe mit meinen Freunden zusammen gekocht und wir haben uns kleine Geschenke geschenkt. Es ist ziemlich praktisch, dass meine Freunde hier alle Auto fahren können. Wir unternehmen oft abends etwas oder holen Kaffee, auch wenn die Kaffepreise hier tierisch hoch sind!

Es wird mittlerweile sehr kalt und Mitte Dezember kam der erste richtige Schnee, wir hatten eine Schneeballschlacht, haben einen Schneemann gebaut und waren rodeln. Unseren Weihnachtsbaum haben wir schon Anfang Dezember gekauft und zusammen dekoriert. Jedes kleine Ornament meiner Gasteltern hat eine Geschichte, wie sie es bekommen haben. Traditionell bekommen Kinder jedes Jahr zu Weihnachten ein neues Ornament.

Ich war Schlittschuhe fahren, hatte viele Lagerfeuer, habe ein Lebkuchenhaus gebaut und die Basketball- und Hockeysaison hat angefangen, deshalb gehe ich mit meinen Freunden zu viele Spielen.Wir hatten eine Schulveranstaltung, wo Tanzschüler mit Athleten getanzt haben- es sah ziemlich professionell aus. In einem Park neben dem Mississippi haben wir die sogenannten „Rotary Lights“, alle Bäume sind mit bunten Lichtern geschmückt, es gibt viele Lichterstatuen und kleine Essensstände.

Ich habe dort mit meinem Spanischclub ausgeholfen und S’mores gemacht. S’mores sind Kräcker mit warmen Marshmallows und Schokolade.

Vor drei Wochen habe ich mit meinen Gasteltern einen Ausflug nach Madison gemacht, um das Collegefootballgame der Badgers zu sehen und den Campus der Universität zu besichtigen. Die Stimmung während des Spieles war unglaublich und trotz der Kälte waren Menschen im T-Shirt dort. Wir essen jeden Tag zusammen Abendbrot und haben wöchentlich unseren „Pancake Saturday“. Ich sehe hier deutlich mehr Fastfoodläden und ich muss sagen einige davon begeistern mich. Hier in Wisconsin gibt es jede Menge “Cheesecurds“, mehr oder weniger frittierter Käse, und die sind fantastisch!

Gerade stimmen wir uns auf Weihnachten ein, hören viele Weihnachtslieder und backen Plätzchen. Unser Schulchor hat ein paar Aufführen die nächsten Wochen und wir werden wieder eine Mottowoche vor unserer Winterpause haben. Wir haben ungefähr 10 Tage frei, also von Weihnachten bis Neujahr. Gestern hatten wir ein ziemlich starkes Unwetter, relativ untypisch für diese Zeit des Jahres und unser Strom is ausgefallen - aber es ging alles gut!

Ich werde in meinem nächsten Eintrag von Weihnachten, Neujahr und Ostern berichten und wünsche euch allen fröhliche Weihnachten!

Habt einen guten Rutsch und bis zum nächsten Mal!

Eure Naima:)

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