Bühnenpoet zu Gast

Wortwitz, Lautkunst, Hintergründigkeit

(rau.) Großstadtlyrik aus dem Expressionismus kennt der EA-Kurs von Frau Rauhaus schon aus dem Unterricht, den modernen, rhythmischen Einblick in die Städte bietet Timo Brunke mit viel Wortwitz, Lautkunst und Hintergründigkeit. Es singt beinahe, wenn er seine Gedichte vorträgt.

 

Mitreißend trägt er auch seine Lieblingsgedichte der Weltliteratur vor, die er schon als Jugendlicher geliebt hat. Er erzählt faszinierend von seiner ersten Liebe zur Lyrik und seiner Arbeit als Autor: abends auf der Bühne stehen, morgens in die Schule gehen und ganz früh morgens dichten, so sieht sein Tagesablauf aus. Im zweiten Teil der Doppelstunde schreiben alle selbst. Binnen 15 Minuten entstehen hinreißende, großartige, persönliche oder appellative Gedichte, die die Schülerinnen und Schüler im Kurs vortragen: Töne und Worte, Klang und Statements.

 Timo Brunke ist auf Einladung des Literarischen Zentrums in Göttingen nicht nur in den EA-Kurs mit seinem Programm "Orpheus downtown" gekommen, sondern bietet mit seinem "10 Minuten Dings" etliche Schreibanlässe und -anregungen für das kreative Schreiben in der Klasse 6A.

 

Wie Luftballons aufgeblasene Sätze, die kleine und oft lustige Geschichten ergeben oder anderes kreieren die Sechstklässler und stellen es den anderen vor.

 

Timo Brunke stellt sich sehr flexibel auf die einzelnen Gruppen ein, präsentiert fesselnd eigene Texte und regt voller Esprit zum Schreiben an!

Hier ein paar Kostproben aus dem Projekt:

In Einsamkeit die Welt erkunden
Und trotzdem nicht alleine sein.
Nun endlich diese Ruh' gefunden
Im Grünen unterm Sonnenschein.

Es blüh'n die Blumen, nass vom Regen,
Der gerne ihre Erde tränkt
Ein Wunder, wie sie sich bewegen
Im Wind, der sie so sachte lenkt

Und oben, dort bei Schmetterlingen,
Vögeln, Wespen, Hummeln, Bienen
Würd' auch ich gerne Flügel schwingen
So hoch, dass alles klein erschien'

Und doch muss ich hier unten sitzen,
Trotz, dass das Licht den Tag erhellt
Kann ich mich nicht vorm Alltag schützen
Gefangen in der kleinen Welt.

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Ich bin wach – und die Welt ist seltsam.

Auf den Straßen laufen Menschen,

gucken nicht nach links, nach rechts.

Denken: Was denken die andern Menschen,

was ich denke, was sie denken?

Laufen Tag für Tag zur Arbeit

Bis sie sterben.

Aufgabe erfüllt. Leben gelebt.

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Ich gehe aus dem Haus.

Die Sonne scheint.

Ich setze mich.

Es ist mir zu warm.

 

Wenn Rosenknospen sich entzünden,

die Haare heller werden und

die Haut dunkler,

die Musik lauter

und die Nächte länger,

dann ist man erfüllt mit Freude und Glück.

Und doch

fehlt etwas.

Ein Windstoß,

der durch die Haare weht,

ein Tropfen,

der die Wange küsst.

Ich gehe zurück in Haus

Und die Sonne scheint.

Ich setze mich.

Es ist mir zu warm.

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Ich sag` bloß: Mücken..."

 

Wie oft saß ich da und dachte an nichts Böses.

Und plötzlich, ganz aus dem Nichts kam sie.

Ich bemerkte nichts, doch dann ...

 

"Ich sag bloß: Mücken..."

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