Erich Maria Remarque

Sterben im vermeintlich anonymen Krieg

(Op.) Zum ersten Mal fanden während des Göttinger Literaturherbstes auch zwei Schullesungen statt – eine davon am 13.10.2014 am Otto-Hahn-Gymnasium, an der alle Schülerinnen und Schüler des 11. Jahrgangs teilnehmen durften. Im Zentrum der Lesung standen drei Kapitel aus dem Roman „Im Westen nichts Neues“ (1929) von Erich Maria Remarque. Dieser Roman, der die Schrecken des Ersten Weltkriegs in der Figur des einfachen Soldaten Paul Bäumer spürbar werden lässt, hat eine erstaunliche Rezeptionsgeschichte: enorme Auflagenzahlen, eine geniale filmische Umsetzung (bereits 1930), Übersetzungen in mehr als 32 Sprachen – nicht zu vergessen die Zensur während der Zeit des Nationalsozialismus, Remarques Werk galt als „undeutsch“. Nun im Abiturjahrgang 2014-16 wurde „Im Westen nichts Neues“ als zentrale Lektüre ausgewählt, auch weil im Jahr 2014 die Erinnerung an den Beginn des Ersten Weltkrieges ein zentrales Thema in der medialen Öffentlichkeit darstellt.

Eindrucksvoll trug der Schauspieler Moritz Pliquet drei Abschnitte aus „Im Westen nichts Neues“ vor. Er begann mit dem ersten Kapitel, das bereits die zentralen Themen „vorwegnimmt“ und die Irrationalität des Krieges aufzeigt. Es folgte die Schlüsselszene, die so genannte „Trichterszene“, in der der Protagonist Peter Bäumer neben dem sterbenden Feind (im Bombentrichter) ausharrt und verzweifelt, denn nun bekommt der bisher „anonyme Krieg“ ein menschliches Gesicht. Den Abschluss bildete das letzte Kapitel des Romans: Auch Peter Bäumer überlebt den Krieg nicht – er fällt als letzter der Gruppe von Schulkameraden im Oktober 1918 an einem Tag, an dem „der Heeresbericht sich nur auf den Satz beschränkte, im Westen sei nichts Neues zu melden.“

 Zwischen den drei Leseabschnitten informierte Claudia Glunz vom Erich-Maria-Remarque Friedenszentrum in Osnabrück,dem Geburtsort Remarques, über die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte des Romans und beantwortete am Schluss noch die zahlreichen Fragen der Schülerinnen und Schüler.

 

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