Franzi in Uganda

Panikzone? - Her damit!

Ich bin Franzi, habe im Juni 2015 mein Abi am OHG (Tut. Köster) gemacht und bin gerade dabei für ein Jahr einen Freiwilligendienst in Kayunga, Uganda, Ostafrika abzuleisten. Es ist unglaublich spannend, eine Erfahrung fürs Leben und etwas, was ich noch nie erlebt habe. Und wenn ich dann Kontakt nach Deutschland habe, kommen solche Fragen wie: "Und, wie ist Afrika? Erzähl doch mal."

Ja, das ist eine gute Frage. Die werde ich leider nie beantworten können. Uganda liegt auf der Rangliste der Länder Afrikas nach der Größe geordnet auf Platz 33. Deswegen kann ich nur wenig Auskunft darüber geben, wie Afrika ist. Aber wovon ich erzählen werde ist mein Jahr hier in Uganda. Neues, Aufregendes, Nachdenkliches und alles was sonst noch so dazu gehört.

Am 23. August 2015 bin ich zusammen mit einem Mitfreiwilligen in der kleinen Stadt Kayunga angekommen. Total überwältigt von den vielen neuen Eindrücken: staubige Straßen; zu jeder Tageszeit laute, afrikanische Musik; eine unglaubliche Hitze; der Geruch von Müll, der verbrannt wird; frei herumlaufende Hühner, Ziegen und Schweine. Wir wurden wunderbar herzlich begrüßt und alles war so neu und auf eine spannende Art anders, da blieb wirklich keine Zeit für so etwas wie Heimweh.

Unsere Projekte hier sind sehr vielfälftig. Es gibt die Mitarbeit in verschiedenen Grundschulen, ein Baumpflanzprojekt und ein Wandmalprojekt. Außerdem arbeite ich mit einem Arzt in einer kleinen, privaten Klinik zusammen. Das macht mir persönlich sehr viel Spaß. Dennoch musste ich anfangs sehr viel über die Arbeitseinstellung hier lernen: Alles passiert sehr langsam. Das hat man schon daran gemerkt, dass wir erst nach sechs Wochen Aufenthalt hier in Kayunga angefangen haben, langsam in die Projekte reinzuschnuppern.

Auch das Assistieren im Unterricht in Grundschulen hat uns vor verschiedene Probleme gestellt: Leider hatten die Lehrer die Erwartungshaltung, dass wir ausgebildete Lehrer sind und jetzt in ihre Klasse kommen und selber unterrichten. Wir waren aber mit 80 Kindern in einer Klasse ohne jegliche Materialien komplett überfordert. Schnell wurde uns bewusst, dass unsere Arbeit hier im entwicklungspolitischen Kontext gar nicht so einfach ist. Viele Sachen haben einfach nicht so geklappt, wie wir uns das vorgestellt haben. Auf der Suche nach neuen Projekten und Ideen bin ich dann auf den Arzt gestoßen, in dessen Klinik ich jetzt mitarbeite. Das läuft sehr gut. Vorher hätte ich nicht damit gerechnet, aber wenn ich hier eins gelernt habe, dann, dass alles immer anders kommt, als man denkt.

Das Leben außerhalb der Projekte läuft sehr gut. Ich genieße meine täglichen Spaziergänge zum Markt, um die süßesten Ananas zu kaufen und mich mit den Marktfrauen zu unterhalten. Jetzt nach sechs Monaten hier sind wir aber trotzdem noch die Sensation für alle Kinder. Sie rufen uns lautstark "Muzungu" (Swahili Wort für „Weißer“) hinterher, hüpfen wie ein Flummi auf und ab, wollen uns berühren, um zu sehen, wie sich diese weiße Haut anfühlt oder erstarren in einem Art Schockzustand. Trotzdem fühlt sich das langsam normal an.

Ich wohne mit meinem Mitfreiwilligen in einer Freiwilligen-WG. Wir haben weder Spül- noch Waschmaschine. Wir waschen alles mit der Hand. Das ist definitiv nervig und der Erfinder der Waschmaschine ist ein Genie in meinen Augen, aber auch daran gewöhnt man sich. Geduscht wird mit 5 Liter kaltem Wasser und Stromausfälle sind manchmal alltäglich. Eine Internetverbindung gibt es, je nachdem wie viel Geld man ausgeben will. Chancen auf gutes WLAN hier bei uns existieren praktisch nicht.

Und dann sind da noch die Tiere im Haus… Kakerlaken und Spinnen sind nichts Ungewöhnliches und manchmal läuft uns auch eine Maus oder Fledermaus über den Weg. Ich muss ehrlich sagen, jetzt wo ich das alles hier aufschreibe, kann ich es selbst gar nicht glauben. In Deutschland habe ich 40min lang heiß geduscht und mein Papa musste jede Spinne für mich wegmachen. Es ist also wirklich erstaunlich, wie schnell man sich an seine Umgebung anpasst und sich daran gewöhnt.

Jetzt im Januar ist genau die Hälfte meiner Zeit hier in Uganda rum. Das ist wirklich unglaublich. Ich weiß noch genau, wie ich die Leute, die ein ganzes Jahr in Afrika gelebt haben, so bewundert habe. Dass sie so einen Schritt wagen und sich so etwas trauen. Und in ein paar Monaten bin ich selber einer von diesen Menschen, die ein Jahr in Afrika waren. Und es fühlt sich gar nicht so an. Manchmal schaue ich auf eine Weltkarte, um mich daran zu erinnern, wo ich gerade bin und wo ich herkomme.

Hier also ein paar letzte Worte, an alle, die schon mal daran gedacht haben etwas Ähnliches zu machen: Man wird nicht die Welt verändern, das ist nun mal leider so. Man entdeckt viele Dinge, die man als Problem bezeichnen würde und unbedingt ändern würde, doch das geht so nicht. Man lebt hier nur für ein Jahr, taucht ein wenig in die Kultur ein, sieht Unterschiede und auch Missstände, aber man wird sie nicht alle ändern können. Und das ist auch nicht der Sinn eines entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes.

Ich für meinen Teil bin zu dem Schluss gekommen, dass jeder für sich allein diesen Sinn finden muss. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die mehr verändern als man denkt. Aus meiner Sicht war dieser Schritt nach Uganda einer der besten Entscheidungen meines Lebens. Man entdeckt neue Charakterzüge an sich selbst, sieht die Welt vielleicht ein bisschen anders und wird selbstständiger. Das klingt alles sehr positiv, doch man sollte sich bewusste machen, dass man auf dem Weg dahin, seine eigene Komfortzone verlassen muss und manchmal in die Panikzone abtauchen muss. Und dann kann das Abenteuer beginnen… ☺

Hier noch ein paar weitere Bilder. Wenn ihr noch mehr Lust auf interessante Berichte und Bilder habt, schaut doch mal auf meinem Blog vorbei: www.freiwilliginsausland.wordpress.com und dann unter der Rubrik „Uganda“.

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