Hochbegabte Kinder

Fachvortrag von Peter Weißmüller

(bt.) Am 16. Januar hielt Herr Peter Weißmüller, Dipl.-Sozialpädagoge aus Lauterbach/Hessen, auf Einladung von Herrn Dr. Rauch und Herrn Jaek einen spannenden Vortrag zum Thema "Hochbegabung" am OHG. Seit 1999 beschäftigt er sich intensiv mit dieser Thematik. Weißmüller, selber hochbegabt und als Schüler durch viele Höhen und Tiefen gegangen, die ein hochbegabtes Kind an einer Regelschule durchlebt, berichtete spannend und dabei authentisch, welche Herausforderungen auf die Schule zukommen, aber auch, welche Chancen dabei eröffnet werden.

Aber was versteht man eigentlich unter Hochbegabung? Damit sind Menschen gemeint, die im intellektuellen Bereich besondere Potentiale haben. Diese gilt es zu entdecken, zu entwickeln und zu fördern. Rede man über Hochbegabte, dann sei damit ausdrücklich nicht gemeint eine sportliche, musikalische, künstlerisch-kreative und auch nicht eine schulische Hochbegabung! Letzteres mag verwundern, aber man müsse sich vor Augen halten, dass nur 10-15% so genannte "Hochleister" unter den intellektuell-kognitiv hoch- und deutlich höher begabten Schülern an einer Regelschule sind; 70-80% seien "Normalleister", 10-15% sogar "Minderleister".  Daraus folgt: Intellektuell-kognitiv hoch- und erhöht begabte Schülerinnen und Schüler kann man nicht an deren Schulleistungen erkennen!

Bei einer Schülerzahl von ca. 1350 am OHG liegt der Anteil der Hochbegabten – statistisch gesehen – bei ca. 10%, d.h. 130(+x). Legt man nun die oben genannte Verteilung zugrunde, müssten von diesen hoch- und deutlich höher begabten Schülerinnen und Schülern an unserer Schule ca. 13-20 "Hochleister", 91-104 "Normalleister" und 13-20 "Minderleister" sein. "Die Gretchenfrage", so Weißmüller, "laute nun: Brauchen diese Schüler eine Förderung?"

Klare Antwort: Ja! Denn letztendlich seien alle Schüler mit intellektuell-kognitiver hoher resp. deutlich erhöhter Begabung "Minderleister", da sie selbst als "Hochleister" an einer Regelschule in den "intellektuellen Fächern" unterfordert blieben und somit ihre Potentiale nicht ausschöpften. Gerade aber diese Potentiale gelte es zu wecken.

Hochbegabte scheiterten oft an Regelschulen, da sie intellektuell, sozial und emotional unterfordert seien. Damit dies nicht passiere, müssten zunächst Hochbegabte erkannt und frühzeitig gefördert bzw. gefordert werden. Herr Weißmüller stellte eine Checkliste vor, anhand derer man als Lehrkraft hoch- und deutlich höher begabte Kinder erkennen könne. Letztlich bleibt aber die Frage, wie man ihnen an einer Regelschule helfen kann? Seine Antwort: durch massives Abweichen vom Normalen!!! Das bedeute zunächst einmal, dass man alternative Aufgaben an hochbegabte Schüler vergibt, sie partiell in höheren Klassen am Unterricht teilnehmen lasse und vor allem die mündliche Mitarbeit weniger gewichtet.

Selbstverständlich sei dies dann auch mit Risiken (z.B. der Vergrößerung des Leistungsabstands von normal und erhöht begabten Schülern oder aber das Drängen in eine Außenseiterposition der begabten Schüler) behaftet, diese einzugehen lohne sich aber, wenn man sich der Risiken bewusst ist. Des Weiteren plädierte Weißmüller vehement für das Überspringen von Klassen, das aber so arrangiert werden müsse, dass der Schüler, der überspringt, keinen Gesichtsverlust erleide, wenn er u.U. in seine alte Klasse zurückwechselt.

Insgesamt eröffnete dieser Vortrag vorzügliche Einblicke in die Herausforderungen, mit denen Kolleginnen und Kollegen an einer Regelschule konfrontiert werden, wenn sie hoch- und deutlich höher begabte Kinder unterrichten. Die Impulse, die von diesem Vortrag ausgehen, waren sehr wertvoll und machen Mut, sich den Herausforderungen mit all seinen Risiken und Nebenwirkungen zu stellen.

Herrn Dr. Rauch und Herrn Jaek gebührt ein großer Dank, dass sie diesen sehr kompetenten und authentischen Referenten für den Vortrag gewinnen konnten und Herrn Weißmüller gebührt ebenso großer Dank, dass er sich auf den Weg zu uns gemacht hat.

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