Lateinunterricht vor Ort

Exkursion zum Harzhorn

Am 16. November haben wir, die Lateinklassen von Frau Goldmann und Frau Drath, eine Exkursion zur archäologischen Fundstelle des Harzhorn gemacht. Um 8 Uhr ging es mit dem Bus los und eine Stunde später startete unser Tag mit einer 90-minütigen Führung über das ehemalige Schlachtfeld.

Zu Beginn erfuhren wir, dass die archäologischen Waffenfunde zunächst illegal durch Hobbyarchäologen erfolgten, die diese jahrelang für sich behielten, bis sie im Internet als eindeutig römisch identifiziert wurden. Daraufhin wurden nun professionell rund 2000 weitere Funde gemacht, die uns auf unserem Weg jeweils mit farblichen Markierungen gekennzeichnet wurden. Gelb steht für Pfeilspitzen, Rot für einen Nahkampf, Orange für Bolzen aus römischen Katapulten, die damals als modernste Technik galten und die technische Überlegenheit der Römer über den Germanen widerspiegelt. Besonders an den Markierungen ist, dass diese genau wie damals verwendete Waffen ausgerichtet sind, denn da es auf dem Harzhorn keine Agrarwirtschaft gab, wurden Funde nie verschoben und das Kampfgeschehen lässt sich sehr gut rekonstruieren. So konnten wir unter anderem daraus schließen, dass die Germanen der römischen Legion den Weg versperrten, um diese auf bewaldetes Gebiet zu treiben.

Darin erkennt man auch den Aspekt der asymmetrischen Kriegsführung (Download), die wir für euch genauer beschrieben haben. Die Römer sind technologisch überlegen und kämpfen auf freien Flächen, die Germanen bevorzugen die Guerillataktik und spielen ihre Vorteile in Wald- und Sumpfgebieten aus. Diese Differenzen der beiden Parteien wurden uns nachher im Hauptgebäude nochmal greifbar gemacht. Hier konnten wir den Nachbau der Grundausstattung eines römischen Soldaten selbst anprobieren, diese bestand aus Kettenhemd, Helm, Schwert und Schild. Die Ausstattung der Germanen hingegen enthielt meist keinen Helm und nur Alternativen zum Kettenhemd wie Schuppenpanzer, hier besaß wenn überhaupt nur der Anführer ein Kettenhemd. Des Weiteren umfasste das Hauptgebäude verschiedene Standarten, rekonstruierte das Kampfgeschehen in Schaukästen und beleuchtete auch kulturelle Unterschiede zwischen Römern und Germanen. Beispielsweise trugen germanische Krieger üblicherweise langes Haar in einem seitlichen Knoten gebunden, so waren Haare mit Honig und Bernstein auch typisch germanische Handelsgüter.

Zum Abschluss unseres Tages durften wir auch die damals moderne Artillerie der Römer mit Hilfe von Nachbauen ausprobieren. Mit einem Armbrust-ähnlichen Katapultgeschoss wurde auf eine Zielscheibe gezielt, was, wie sich herausstellte, etwas wackelig und schwerer als gedacht war. Was wiederum erklärt, dass die Römer speziell ausgebildete Soldaten ansetzten, die vier bis fünf Bolzen pro Minute abfeuern konnten. Jeder durfte auch noch einmal Bogenschießen, mit einem Bogen, der den Kompositbögen der Römer gleicht. Auch hierfür gab es besondere Bogenschützen aus der Gegend des Pontus, die von Kindesalter an lernten, mit den kleineren Kompositbögen umzugehen und häufig als Auxiliartruppen genutzt wurden.

Insgesamt war die heutige Führung sehr informativ und es war interessant sich neben sprachlichem Hintergrund im Unterricht ausführlicher den historischen Ereignissen und Unterschieden zwischen römischer und germanischer Kultur zu widmen. Besonders Spaß hat dabei das praktische Herangehen an Ausrüstung und Artillerie gemacht. Interessant waren die Einzigartigkeit einer solchen Schlacht hinter dem Limes, die bis heute gut rekonstruierbar ist.

Bericht von Gesa Reinhold und Meret Jahn (beide 10B) / Fotos von Marijke Vervoort (10D)

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