Lesung

Tilmann Lahme liest aus seinem Bestseller "Die Manns"

(rau.) Mit langanhaltendem Applaus bedankten sich die Schülerinnen und Schüler der Kursstufe für die Lesung von Tilmann Lahme aus seinem Buch "Die Manns. Geschichte einer Familie". Sie hörten gebannt zu, was der Professor für Mediengeschichte und Publizistik der Leuphana-Universität Lüneburg und Mann-Experte zu erzählen hatte über "The amazing Family" oder auch die "Family against Dictatorship".

Gleich zu Beginn verdeutlicht der Autor, dass die Familie Mann ständig geschrieben habe und alles in Briefen, Tagebüchern oder auch literarischen und journalistischen Texten festgehalten hat. Das sei ähnlich wie heute, wenn man sich immer und überall Nachrichten schreibe, appe, twittere oder poste, wobei Thomas Mann, wie Lahme mit einem Augenzwinkern vermutet, wohl nie mit 140 Zeichen ausgekommen wäre.

Tilmann Lahme zieht auch einen Vergleich zu Flüchtlingen heute und betont die Unterschiede: Familie Mann sei nicht so arm gewesen, wie Thomas Mann es bisweilen in seinen Tagebuchaufzeichnungen geäußert habe. Als er ein Foto der 500 Quadratmeter großen Mann-Villa in Kalifornien, die vor einigen Monaten von der Bundesrepublik Deutschland für mehrere Millionen Euro gekauft worden ist, mit dem Beamer auf die große Leinwand wirf, geht ein Raunen durch das Publikum.

Man merkt Tillman Lahme den erfahrenen und begeisterten Oberstufenlehrer, der er mal war, an, wenn er auf gewinnende Art viel aus einer Zeit erzählt, die für die Schüler ja doch schon sehr weit zurückliegende Vergangenheit ist. Dass fast alle Kinder der Familie Mann, neben vielem anderen natürlich, Schulversager gewesen sind, lässt Tilmann Lahme angesichts der Zuhörer, die kurz vor dem Abitur stehen, den pädagogischen Zeigefinger erheben – selbstverständlich wieder mit ironischem Unterton: Das sei, wie vieles andere, was in der Familie üblich war, nicht zum Nachahmen geeignet.

Aber nicht nur unterhaltsamer Familienklatsch hat der Autor für die Schüler dabei. Er thematisiert die Abgrenzung vom nationalsozialistischen Deutschland und die Ereignisse um den Nobelpreis, den Thomas Mann erhalten hat. Thema ist auch die Literatur und das Verhältnis zwischen Realität und Fiktion, das in der Familie Mann auf besondere Weise erfahrbar wird. Die Realität dient Thomas Mann als Vorlage für die Literatur und dabei schaut er sehr genau ab. Selbst vor den eigenen Familienmitgliedern macht er nicht Halt, sodass die Kinder von Außenstehenden darauf angesprochen worden seien, dass sie ja in dem letzten Roman des Vaters nicht gut weggekommen seien. Man habe als "ein Mann" immer befürchten müssen, literarisch verarbeitet zu werden.

Eine Doppelstunde voller Anregungen und geistreicher Ironie, für die wir Tilmann Lahme sehr dankbar sind.

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