Lyrik und Prosa

Engel, Witwe, Elch ...

(rau.) Engel, Witwe, Elch – Aus Zufall kann Poesie entstehen

Was ist denn das eigentlich - Schreiben?

Hast du schon mal den Satz zuende geschrieben: „Schreiben ist…“? Nein, nicht? So. Dann schreib doch einfach mal los!

Bei zwei Workshops mit dem Autor Markus Orths und der Lyrikerin Uljana Wolf haben Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer am OHG dagesessen wie Schüler*innen. Papier vor der Nase, Stift in der Hand und dann eine Schreibaufgabe, z.B.:

  • Streiche aus einem Gedicht ganz, ganz viel weg und lass nur wenige Wörter übrig, sodass ein neues Gedicht entsteht
  • Schreibe zehn Wörter oder Halbsätze oder Sätze untereinander zu einer vorgegebenen Überschrift.
  • Erinnere dich an Fauna oder Flora deiner Kindheit und schreibe ein Akrostichon.
  • Höre einen Text und wähle ein Wort aus, zu dem du fünf Minuten schreibst, was dir einfällt. Wähle dann einzelne Wörter aus und bastele daraus ein Gedicht.

Wir Lehrer*innen haben geschrieben, gerätselt, nach Wörtern gefahndet, probiert und verworfen. Da hilft es, wenn uns ein erfolgreicher Autor sagt: "Die Schere war schon immer wichtiger als der Stift."

Und natürlich mussten die Texte auch vorgelesen werden und alle durften ein Feedback geben. Im ersten Moment sind alle froh, dass es auch einen "Ich-will-nicht-vorlesen"-Joker gibt, doch letztendlich haben doch alle ihre Text-Babys stolz herumgezeigt.

Hier einige der Texte, die entstanden sind. Die Autor*innenschaft halten wir geheim.

nachleuchten

hallt,

länger als Erinnerung leuchtet.

hallt nach,

wie der Ruf im Tunnel.

dunkel, still, untröstlich

-und – bleibt

laut und ganz und gar und

anders.

immer.

wieder.

 

Heimatlos

Haltung im Trend

Zukunft zerbricht

Anschluss finden

Kategorie „sonstige“

Überviele Unterkapazitäten

Thema zulässig

Lebewesen „to go“

Hirnlos

Flieder

F arbenüberfluss an dunkelrot, rot-rosa Blüten.

L aute Pracht im Sommerlicht -

I rrig der Versuch, die Sommerpracht ins Haus zu holen,

E ine Vasenwelt Verwesung.

D er abgerissene Blütenstand am Ausfuhrwagen bei Herrentagspartien welkt sogar schneller als die Herren.

E r ist eine leuchtet gewöhnliche Diva.

R ose ? – Kein Vergleich!

Spitzwegerich

SPITZ- W ie ewig säumst meine Wege, du,

E rdig erhaben

G radlinig, Kopf stolz, hellzarter Kronenkranz

E ntlang des Weges

R ichtung Horizont

I innges Braun

C hronischer Begleiter lebenslang

H ustentee

 

„Essig“

Oma

bestimmte, wo es langgeht,

würzte Suppen entschlossen mit

Pfeffer, Brühe,

Petersilie, Geheimnis,

Essig, Muskat.

Nun

vergisst sie!

Abflussbrühe

Rattenessig

 

„Die letzten Wörter auf Erden“

Das war’s.

Sie spürte die Hohlräume im Kopf

kam doch nicht an sie heran.

Es wird Gras drüber wachsen.

Einzelne Buchstaben

purzeln von unten nach oben

verlieren sich in den Wolken

obwohl die allerletzten nicht

das Allerletzte sind

sondern das Kostbarste.

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