Podiumsdiskussion

Fridays for Future

(ka.)Am Dienstag, den 28. Mai 2019, fand in der Oberen Pausenhalle eine Podiumsdiskussion zum Thema "Fridays for Future – eine erfolgreiche Protestbewegung?" statt. Auf dem Podium saßen der Vater eines OHG-Schülers, Herr Dr. Rupert Schaab, der Lehrer Herr Daniel Adler, die Schülerin Pauline Giesbert (HG) sowie die Schüler Tim Wiedenmeier (OHG) und Sebastian Kroll (OHG). Als externer Gast war Herr Michael Lühmann aus dem Göttinger Institut für Demokratieforschung eingeladen. Allen Podiumsmitgliedern sei an dieser Stelle noch einmal herzlich für die engagierte Diskussion gedankt!

Die Frage im Titel der Veranstaltung wurde vom Podium mehrheitlich bejaht: Die Bewegung sei erfolgreich, was sich nicht zuletzt an der gestiegenen Wahlbeteiligung bei den letzten EU-Wahlen und an dem Wahlergebnis niedergeschlagen habe. Das Thema Klima sei mit hoher Priorität auf die politische Agenda gekommen. Man müsse auch bedenken, dass sich politischer Wandel nur langsam vollziehe und dass die Umweltbewegung bisher zwar die Entwicklung nicht umkehren konnte, aber in den letzten Jahrzehnten punktuelle Erfolge erzielte (Stichwort: AKW-Bewegung, Kyoto-Protokoll und Pariser Abkommen). Auch regionale Proteste hätten immer wieder Wirkung gezeigt (z. B. "Rote-Punkt-Aktion" in Hannover). Einig waren sich alle, dass die Dringlichkeit des Problems und die inzwischen eindeutige und einhellige Positionierung der Wissenschaft den Erfolg von Greta Thunberg ermöglicht haben. Die Bewegung sei auch in den social media sehr erfolgreich und habe darüber hinaus an Glaubwürdigkeit gewonnen, weil die Schüler*innen bereit seien, die Konsequenzen ihres Handelns zu tragen.

In der Frage, ob die Protestbewegung konkrete Forderungen aufstellen muss, um ernst genommen zu werden, gingen die Meinungen auseinander. Einerseits wurde darauf verwiesen, dass Fridays for Future mit der Hilfe von Wissenschaftler*innen sechs konkrete Forderungen ausgearbeitet hat (s. dazu https://fridaysforfuture.de/forderungen/), andererseits wurde betont, dass die Bewegung anschlussfähig und offen bleiben sollte, wie es Umweltbewegungen auch in der Vergangenheit gewesen seien. Insgesamt gestalte sich der Interessenausgleich schwierig, weil ein radikaler Wechsel liebgewonnener Gewohnheiten nötig sei.

Dem Einwand, dass die Bewegung keinen Erfolg haben könne, solange sie nur in Deutschland agiere, wurde mit dem Hinweis begegnet, dass die Bewegung durchaus schon globale Ausmaße habe und dass Deutschland von vielen anderen Staaten als ein Land mit Vorbildcharakter wahrgenommen werde. Ob die Schüler*innen besser daran täten, sich in der Schule zu bilden, als zu demonstrieren, blieb offen. Auf dem Podium herrschte jedoch die Meinung vor, dass die Schule einen umfassenden Bildungsbegriff zugrunde legt. Politische Partizipationserfahrungen und verantwortungsbewusstes Handeln seien eine entscheidende Voraussetzung für die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler*innen. Es wurde zudem auf die Bedeutung der Versammlungsfreiheit hingewiesen. Demonstrationen als öffentliche Meinungsäußerungen von Minderheiten seien wichtig, damit das Kräfteparallelogramm der Meinungsbildung in einer Demokratie funktioniere.

In der offenen Diskussion mit dem Publikum kamen noch etliche weitere Aspekte zur Sprache. Ein Vater äußerte sich besorgt darüber, dass die jüngeren Schüler*innen während der Demonstration Gefahren ausgesetzt sein könnten. Von Seiten des Podiums wurde daraufhin versichert, dass die Demonstrationen trotz ihrer radikalen Forderungen friedlich ablaufen würden und dass weder Zusammenstöße mit der Polizei noch mit Gegendemonstranten zu befürchten seien. Außerdem seien Ordnungskräfte im Einsatz.

Engagiert beteiligten sich auch einige Zuhörer*innen. Die Bezeichnung der Fridays for Future-Bewegung als Generationenkonflikt und die Kritik am bisherigen Verhalten der älteren Generation ließ ein Zuhörer nicht stehen und verwies auf seine eigenen positiven Erfahrungen mit dem Bioenergiedorf Wollbrandshausen. Die Zusammenarbeit für eine bessere Zukunft sei keine Frage des Alters, sondern der richtigen Kommunikation. Auch auf dem Podium wurde beteuert, dass auf den Demonstrationen alle Generationen willkommen sind. Trotzdem müsse festgehalten werden, dass heute vor allem Schüler*innen in ihrem Lebensstil frei genug seien, um diese Demonstrationen zu organisieren. Von ihnen gingen darum wichtige Impulse aus, die die Elterngeneration zum Umdenken bewegen. Darum sei es auch legitim, eine Senkung des Mindestalters für das aktive Wahlrecht zu fordern. Die Veranstaltung endete mit dem Appell, den im Grundgesetz festgeschriebenen Schutz der natürlichen Ressourcen für kommende Generationen endlich in die Tat umzusetzen. Wichtig sei dabei auch die weniger entwickelten Länder im Blick zu behalten. Neben den Demonstrationen sei auch die Arbeit in Parteien ein wichtiges politisches Instrument. Unsere Schule wiederum hat die Pflicht, den Schüler*innen einen verantwortungsvollen Umgang mit den natürlichen Ressourcen auf unserem Planeten zu vermitteln. Alle Mitglieder der Schulgemeinschaft müssen also die Fridays for Future-Bewegung als Anlass nehmen und eine umweltbewusste Haltung transparent definieren und aktiv vorleben.

Zurück