Alumni

Expertise geben

 

(keb.) "Nachhaltige Stadtentwicklung am Beispiel Göttingen" lautete der Titel des Workshops, den Frau Dr. Forkmann und Herr Bestian angeboten haben. Eigentlich bräuchte man dafür aber Menschen, die die Materie kennen und kompetent informieren können – "aber wie kommen wir an die ran?", fragten sich die beiden im Vorfeld.

Des Rätsels Lösung war ganz simpel – über den Alumni-Verein des OHG! Man kontaktierte Herrn Köster und Frau Siebert, die wiederum aktivierten ihr Netzwerk bei den Alumni und vier von fünf Angefragten sagten binnen kürzester Zeit sehr gerne zu.

So fanden sich am Freitag in ihrer "alten Schule" Herr Jörg Haberl (Abijahrgang 86), Herr Frank Psotta (eigentlich Abijahrgang 86), Herr Jan Weitemeier (Abijahrgang 2005 und Herr Martin Groffmann (Abijahrgang 84) ein, wobei Herr Haberl von Herrn Arne Loewen, der im Hochbauamt der Stadt Göttingen tätig ist, begleitet wurde. Sie stellten sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler und gaben nicht nur kompetent Auskunft, sondern eröffneten auch Ein- und Ausblicke über den viel zitierten Tellerrand hinaus, gespickt mit viel Lebenserfahrung und Tipps für das Berufsleben, das nach der Schule kommt.

Herr Köster stellte zu Beginn den Alumni-Verein vor: Es gibt ihn seit knapp drei Jahren und er ist sowohl für Schülerinnen und Schüler als auch für Lehrerinnen und Lehrer offen. Im Rahmen des 50jährigen Schuljubiläums 2019 feierte man erstmals eine Fete, bei der sich an die 1000 Ehemalige im OHG trafen. "Damals haben wir den Verein gegründet", so Herr Köster, "weil wir der Schule etwas zurückgeben wollten – nämlich unsere Expertise, die wir auch durch die Schule erlangt haben". Aktuell gibt es über 130 Mitglieder, die ein Netzwerk aufgebaut haben, das ungemein hilfreich sein kann – für die heutige Schülergeneration z.B. in puncto Berufsberatung oder auch für Praktika bis hin zum Berufseinstieg. Der heutige Workshop sei ein gutes Beispiel dafür.

Im Vorfeld hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops Fragen überlegt, die in der Runde gestellt wurden: Herr Haberl ist Architekt, hatte aber nach der Schule zunächst eine Ausbildung als Maurer absolviert, bevor er zum Studium an die PFH Holzminden ging. Er habe

die ganze Entwicklung der Veränderung der Bautechnik miterlebt – nachdem er dann in der freien Wirtschaft tätig war, ist er seit acht Jahren bei der Stadt Göttingen im Kommunalen Dienst, wo er sich um städtische Gebäude, die saniert werden, kümmert, betonte aber auch, dass er mit dem Projekt OHG nichts zu tun habe.

Dort arbeitet auch Herr Loewen, der zunächst Energietechnik in Berlin studiert hat und sich mit Fragen rund ums ökologische Bauen und – Energieerzeugung befasste. Danach arbeitete er zunächst in Einbeck, jetzt bei der Stadt Göttingen, wo er für die Gebäudebilanzierung, sprich die Energieeffizienz der städtischen Gebäude zuständig ist.

Frank Psotta hat sein Abitur nicht am OHG gemacht, sondern die Schule vorher verlassen und ebenso wie Herr Haberl zunächst eine Maurer-Lehre absolviert. Lehrjahre sind bekanntlich keine Herrenjahre, es sei eine harte Zeit gewesen. Danach hat er das Fachabitur gemacht und Bauinformatik studiert, jetzt hat er in Rosdorf sein eigenes Büro mit sechs Mitarbeitern, fünf davon sind Architekten.

Jan Weitemeier – Abijahrgang 2005 – hat erst Sportingenieurwesen in Magdeburg studiert, über den Vater dann den Kontakt in die Baubranche bekommen, dort reingeschnuppert und dann umgesattelt. Nach seinem Bachelor in Kassel als Bauingenieur ist er seit 2020 selbstständig. Seine Schwerpunkte sind  Tragwerkplanung, Statik und Energieberatung.

Extra aus Uelzen angereist ist Herr Martin Groffmann; damals sei es schwierig gewesen mit Jobs, sodass er seinen Vorbereitungsdienst in NRW, absolviert hat und dann nach Uelzen wechselte. Jetzt arbeitet er für die Landwirtschaftskammer Niedersachsen, betreut Wälder und ist für den Maschineneinsatz zuständig.

Die Schülerinnen und Schüler stellten eine Menge Fragen und es entwickelten sich interessante und recht kurzweilige Diskussionen zu den verschiedensten Themen – etwa zum Berufsalltag, zum Zustand der Wälder, die Probleme, die durch Wölfe verursacht werden, dem Unterschied zwischen einem Bauingenieur und einen Architekten, der Entwicklung von Neubaugebieten, Gebäudesanierungen, … - kurzum es war ein spannender Vormittag, den die Ehemaligen sehr genossen.

In einigen Punkten waren sie sich einig: Softskills wie Kommunikations- und Teamfähigkeit, Empathie und Feingefühl, aber auch die "typisch deutschen Tugenden" wie Fleiß, Zuverlässigkeit und Disziplin spielen nach wie vor im Berufsalltag eine bedeutende Rolle – Noten seien eher nachgeordnet. Auch die Bereitschaft, sich zu quälen, sich durchzubeißen, spiele eine Rolle. Herr Psotta stand beispielsweise mit Englisch immer auf Kriegsfuß, im Beruf (aber auch im Privatleben – was sich nicht immer scharf trennen ließe) habe es aber eine immense Bedeutung und deshalb hat er sich dieser Herausforderung einfach gestellt und sie bewältigt.

Praktische Erfahrungen seien elementar, ein Studium erscheine fast nachrangig. Das Handwerk, so die Botschaft, sei attraktiver als sein Image, das – auch hier war man sich einig – dringend verbessert werden müsse.

"Nutzen Sie die Netzwerke, auch die der Alumni", so ihr Rat in die Runde!

 

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