Tatort Straße

Physik hautnah

(gro.) Unter dem Oberbegriff "Geschwindigkeit" fand am 20.06.2019 eine Veranstaltung des 11. Jahrgangs im Rahmen des Physikunterrichts zur Verkehrsphysik im Alltag statt. Hierzu konnten wir Herrn Arnecke von der Polizei Göttingen als Referenten gewinnen, der die Schülerinnen und Schüler des OHGs  über die Gefahren im Straßenverkehr durch überhöhte Geschwindigkeit sehr kompetent und äußerst interessant aufklärte. Nach einer kurzen Einführung in die erschreckenden Statistiken über Verkehrsvergehen und daraus resultierender Unfallzahlen, berichtete er von mehreren teilweise tödlichen Unfällen im Großraum Göttingen.

Es wurde darüber gesprochen, dass es bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h bereits bei einer Ablenkung von nur einer Sekunde zu einer Blindfahrt von ca. 27 m kommen würde. Die Schülerinnen und Schüler waren dazu aufgefordert abzuschätzen, welche Gefahr von einer losen Getränkeflasche oder der frei beweglichen CD-Sammlung auf der Hutablage eines Autos ausgeht. Ein ca. 50-mal größeres Masseäquivalent aufgrund der Abbremsung aus einer Geschwindigkeit von 50 km/h war dann für viele der Anwesenden doch mehr als überraschend. Ein nicht auf der Rückbank angeschnallter Mensch mit einer Masse von 70 kg würde somit einem großen SUV mit Mittelklassewagen fest auf dem Dach montiert entsprechen. Die Auswirkungen des Aufpralls auf den Vordersitz würden den Beifahrer oder Fahrer vorne sicher töten. Herr Arnecke zeigte im Anschluss daran einen Film zu einem Unfall mit erhöhter Geschwindigkeit, Alkoholeinfluss und überfülltem Fahrgastraum. Die Unfalluntersuchung zeigte, dass das Fahrzeug mit einer Geschwindigkeit von 105 km/h innerorts auf einen Baum geprallt war, nachdem der alkoholisierte Fahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hatte. Mit ihm saßen weitere 5 Personen in einem Kompaktwagen. Die drei Personen auf den Vordersitzen hatten es nicht überlebt.

Nach der theoretischen Information zu den Gefahren der physikalischen Größe Geschwindigkeit schloss eine praktische und sehr ernüchternde Phase an. Die Schülerinnen und Schüler hatten die Möglichkeit, mit einer Laserpistole der Polizei Göttingen die Geschwindigkeiten von Fahrzeugen an  der Godehardstraße zu messen. Bereits nach wenigen Augenblicken wurden auch die ersten Verkehrssünder ertappt. Die meisten Verkehrsteilnehmer bremsten stark ab, als sie uns in der Bushaltestelle mit der Laserpistole sahen. Fast jeder Zweite hatte das Handy in der Hand oder am Ohr, ein Autofahrer grüßte zornig, ein Busfahrer doch eher verschämt und der Gestik nach zu urteilen seiner Tat bewusst. Vielen gelang es nicht, ihr Unverständnis für unsere Messung zu verstecken. Zunächst blieb es noch bei gemessenen Überschreitungen von bis zu 14 km/h im 30er Bereich an der Fußgängerampel. Die traurige Bilanz des Tages sah jedoch ganz anders aus. Die höchste gemessene Geschwindigkeit lag bei 68 km/h. Bei einem weiteren Auto ging die Messung jedoch schief. Hier waren sich Herr Arnecke und Herr Groß als betreuender Physiklehrer jedoch einig. "Der Wagen hatte mindestens eine Geschwindigkeit von 80 km/h". Diese Ergebnisse machten deutlich klar, dass ein Verkehrsschild und eine Ampel noch lange nicht ausreichen, um einen Straßenübergang und den daran angrenzenden Bereich sicher zu machen. Die Wenigsten scheinen sich daran zu halten.

An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal ganz herzlich bei Herrn Arnecke für die Durchführung dieser Veranstaltung bedanken.

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