WPU Geschichte

Kleiderordnungen, Otto das Kind, Scheltbrief und dicke Bücher

(gib.) Am 22. September hat der WPU Geschichte/DS (Jahrgang 9) das Göttinger Stadtarchiv besucht. Nach einer kurzen Erklärung, wie das Stadtarchiv Göttingen arbeitet und was man dort finden kann, haben wir bei einer Führung durch das Magazin wahre Schätze und Kuriositäten entdecken können - z.B. seeeehr dicke Bücher.

Das Archiv sorgt für eine sichere Aufbewahrung der Amtsbücher, Urkunden oder Akten der Stadt, die in langen Magazinreihen hinter Feuerschutztüren in klimatisierten Räumen sicher verwahrt werden.

Mittlerweile werden neben Mikrofilmen zur Sicherung auch Digitalisate erstellt und als Sicherungskopie in einem Stollen in Süddeutschland gelagert.

Die älteste erhaltene Urkunde der Stadt ist von 1229/30, in der Otto das Kind Göttingen versichert, dass auch unter seiner Herrschaft weiterhin die Stadt in seiner Gunst stehen wird. Eine sehr beeindruckende Urkunde ist auch der Städtebund zwischen Göttingen und Städten der Umgebung (z.B. Northeim oder Einbeck).

Im Bürgerbuch von 1328 findet man die Einwohner Göttingens verzeichnet, allerdings nur mit ihrem Vornamen und vielleicht noch einem Verweis auf den Beruf bzw. den Vaternamen.

Das sogenannte raue (rote) Buch hat uns besonders interessiert, da sich darin die älteste erhaltene Göttinger Kleiderordnung von 1340 (es gab später noch mehrere) befindet.

In einer Kleiderordnung wurde im Mittelalter genau festgelegt, wer welche Stoffe, Farben, welchen und wieviel Schmuck und Pelze tragen durfte. Niemand sollte durch seine Kleidung den Eindruck erwecken, er gehöre zu einem höheren Stand, maße sich eine besondere Stellung an oder trage seinen Reichtum besonders zur Schau. Bei Zuwiderhandlung gab es empfindliche Geld- oder Sachstrafen. Wir beschäftigen uns im WPU mit Kleidervorschriften in Vergangenheit und Gegenwart, mittelalterliche Kleiderordnungen sind da besonders interessant!

Der Scheltbrief aus der Zeit vor 1500 war ebenfalls eine Kuriosität, da dort öffentlich angeprangert wurde, dass schon lange eine Schuld nicht beglichen wurde - für den Schuldner war das extrem peinlich!!!

Ein Poesiealbum von Studenten - sie heißen dort Stammbuch - und das Archiv hat davon eine große Menge-, die Gründungsurkunde der Universität von 1737:

Auch der Lageplan des Göttinger Rathauses und die Bekanntmachung einer öffentlichen Hinrichtung von 1934 waren interessante Objekte:

Schließlich die Registrierung sämtlicher Juden auf Meldekarten...

...bildeten dann einen sehr nachdenklich machenden Abschluss der gezeigten Archivalien.

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