Zeitzeugen

Verfolgung in der DDR

(sth.) Am Montag, den 3. Juli, hatte der 10. Jahrgang in unserem traditionellen Zeitzeugengespräch das Ehepaar aus der damaligen DDR zu Gast. Im zum Bersten gefüllten NWD erzählen Dorit Bause und ihr Mann Gerhard Bause ihre Lebensgeschichte und wie sie in das Visier des Überwachungsstaates DDR rückten.

Während Dorit Bause eine friedliche Kindheit und Jugend in der DDR verbrachte, in der sie überzeugt war, dass der Staat es gut mit ihr meint, blickt ihr Mann auf eine ganz andere Jugend zurück.

Bereits früh ist er mit der Willkür des Regines in der DDR konfrontiert. Er erlebt, wie sein Vater und sein Bruder verhaftet aus politischen Gründen verhaftet werden. Schon als Jugendlicher beginnt Gerhard Bause aufzubegehren und sich gegen die Unrechtsregierung und für Menschenrechte zu engagieren. Ein Ausreisenantrag schließlich besiegelt sein Schicksal als „Störenfried“, wie er in den Akten der Stasi genannt wird. Denn wer erst einmal den Schritt gegangen ist, seinen Willen zu bekunden, das Land zu verlassen, kann auf kein normales Leben mehr hoffen.

Als er dann zusammen mit anderen am 23. Februar 1988 eine Protesterklärung veröffentlicht, gerät er vollkommen ins Visier der Stasi. Dabei sind die Inhalte für unser Verständnis harmlos - er fordert von der Regierung die Einhaltung der Menschenrechte und dass sie Menschen ausreisen lassen. Seine Frau, die zwar die Erklärung auch unterschreibt hat, aber nicht weiter aktiv ist, wird genauso wie er verhaftet. Die beiden erzählen anschaulich von den "unsichtbarer Folter“ in den Stasigefängnissen, von der Isolation der Gefangenen, den erniedrigenden Leibesvititationen, der ständigen Überwachung durch den Türspion an der Zellentür oder auch vom Licht, welches alle 20 Minuten angeschaltet wird und die Gefangenen nicht zur Ruhe kommen lässt.

Allgegenwärtig ist dabei die Angst der beiden, dass die DDR Regierung auch an ihren Familien Unrecht begeht oder aber zumindestens ihre Familien das spüren lässt. Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich beeindruckt, dass Dorit Bause nie erwogen hat, ihren Mann zu verlassen, auch wenn die „DDR alles unternahm, um die beiden zu trennen“ und sie auch sofort aus der Haft entlassen worden wäre.

Dass sie dann aber – ohne ein öffentliches Verfahren und ohne Unterstützung ihres Anwalts – zu 6 Monaten Freiheitsstrafe nur wegen der Unterstützung für ihren Mann verurteilt wurde – war für viele Zuhörer*innen nicht verständlich.

Beeindruckt waren die Schüler von der Kraft der Erzählungen, wie das Ehepaar Bause die persönlichen Erlebnisse so anschaulich machen kann, dass "man sich die Zelle vorstellen kann" und auch welche Emotionen noch heute wachgerufen werden bei den beiden, wenn sie an ihre Erlebnisse zurückdenken.

Dorit Bause gelingt es, ihre Fassungslosigkeit 'rüberzubringen angesichts der Tatsache, dass sie in ihrer Jugend die DDR für ein gutes Land hielt und sich jetzt "wie in einem Krimi" im Gefängnis wieder fand. Auch die Geschichte von Gerhard Bause, als er einmal Hoffnung schöpfte, dass er von Westdeutschland freigekauft worden sei, dann aber doch nur in ein anderes Gefängnis verlegt wurde, berührte die Schülerinnen und Schüler sehr. Gut nachvollziehen konnten sie die Enttäuschung der beiden, als sie nach der Wiedervereinigung erfuhren, dass zwei Menschen, die sie für Unterstützer gehalten hatten, doch Spitzel („IMs“) für den Staat waren. Ganz besonders haben die Gedichte auf die Schülerinnen und Schüler gewirkt, die Gerhardt Bause über seine Erlebnisse im Buch "Ohne Ruhe rollt das Meer" (ISBN 3-937364-08-0) verfasst hat.

 

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